Last Memory: Hülya S. ist eine interkulturelle, multiästhetische Wahrheitssuche entlang der Bruchlinien des Berliner
Großstadtlebens. An Hand der Erinnerungen der ermittelnden Kommissarin wird der ungelöste Mordfall Hülya S. neu
aufgerollt. Ein Schauspielensemble aus drei Nationen, ein Thereminspieler und der mehrfache deutsche Meister im Beatboxen begeben sich
auf die geistige Zeitreise des Gedächtnisses. In der Gleichzeitigkeit der Erinnerung verdrängen fiktive Biografien reale,
lösen sich Klischeebilder in Vielschichtigkeiten auf und die unbedingte Wahrheit als Ziel wird fragwürdig.
Die Leiche der 18jährigen Deutsch-Türkin Hülya S. wurde im Landwehrkanal aufgefunden. Die Umstände wiesen auf ein
Verbrechen hin. Obwohl die ermittelnde Kommissarin der Toten eine Aufklärung versprochen hatte, konnte sie den Fall nie
lösen. Jahre später liegt sie selbst im Sterben. Der Tod wird ihr von Hülya verwehrt, die sie zu einer gemeinsamen
Reise in ihre Ermittlungen zwingt. Aus der Erinnerung tauchen bruchstückhaft die Tatverdächtigen, deren Lebenssituationen
und ihre Stadt Berlin auf. Die bindende Kraft des Gedächtnisses formt aus den Einzelstücken eine kontinuierliche Geschichte
und ein denkbarer Tathergang bietet sich an. Doch jedes fertig gestellte Bauwerk wird, anders beleuchtet, wieder zur Baustelle und das
Ganze zerfällt in seine Teile.
Last Memory: Hülya S. ist eine theatrale Konstruktion von Erinnerung, Biografie, Fremd- und Selbstbild. Mirko Böttcher
entwickelt mit seinem Ensemble ein Bild von typischen Berliner Lebenswelten, tief verwurzelt in der Stadt Berlin. Die Hauptstadt der
Parallelgesellschaften, die einst zu zwei verschiedenen deutschen Staaten gehört hat. Eine internationale Stadt, in der
Lebensgeschichten und Erinnerungen aus der ganzen Welt miteinander konkurrieren. Eine Stadt, die viele Vorlagen liefert, aus
Realität schon oft eine neue Fiktion geschaffen hat und Fiktion immer wieder zur Realität werden lässt.
„Hülya, arabischer/türkischer/kurdischer weiblicher Vorname, der im Deutschen mit "Illusion", "schöner Tagtraum"
oder "Phantasie" übersetzt wird.“
Hülya S. from mirko boettcher on Vimeo
Oktober 2010 im Theaterdiscounter
Mirko Böttcher /
Lina Antje Gühne /
Anne Verena Freybott /
Sinan Al-Kuri, Ivan Anderson, Anette Daugardt, Florian Rummel, Serkan Sahan /
Daniel Mandolini /
Clemens Rynkowski
Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten
taz - die tageszeitung