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DAS LAND BIN ICH



Saarbrücker Zeitung, 6.20.2009


Ironie ist die Stärke der Gruppe, die sich "Landesbühne Berlin" nennt. Silke Buchholz, Angelika Hofstetter und Mirko Böttcher, alle 1971 geboren, machen sich in ihrem Stück "Das Land bin ich" auf, das Ich zu ergründen. Oder vielmehr, es aus Zwängen zu befreien. Und das tun sie am Mittwoch bei der Premiere in der Sparte4 ziemlich provokant und laut. Anfangs sitzen sie mit Perücken bekleidet noch ruhig auf ihren Stühlen, fragen sich gegenseitig aus. Von eintönigen Ja-Antworten wechselt das Thema schnell zu unliebsamen männlichen Brusthaaren und Sex mit mächtigen Männern. Die drei Schauspieler schreien und schimpfen nicht wenig, wenn sie den von seiner ständig redenden Mutter genervten Sohn oder die schwangere Frau parodieren. Und sie lassen auch das Publikum nicht aus dem Spiel. Die drei starren geradeaus und legen eine Schweigeminute ein, die für den Zuschauer nicht zu enden scheint. Sie stellen pornographische Szenen nach und lassen sich auf die Sandsäcke vor der Bühne fallen. Und sie philosophieren über das Ich, diesen "Klumpen und Zellhaufen, der sich jeden Morgen neu zusammenrechnet und mir ein Wahnsinnstheater vorspielt". Der Zuschauer folgt der Gruppe in eine Welt, in der das Ich sich an einem "Profilerautomaten" mit einem Seelencode-Nummer neu einstellen lassen muss. In der das Ich "sich etwas zurechtordnet, was nicht zu ordnen ist". In der das Ich sich nicht versteht, "weil der Simulator schlecht eingestellt ist.