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WARTEN AUF´N BUS


Lausitzer Rundschau, 02.11.2024


"Die Senftenberger Schauspieler Daniel Borgwardt als Ralf „Ralle“ Paschke und Matthias Manz als Johannes „Hannes“ Ackermann entpuppen sich dabei als Idealbesetzung. Sie können nicht nur mithalten mit den hochgelobten Fernsehdarstellern Felix Kramer und Roland Zehrfeld. Vielleicht sind die sogar besser. Mirko Böttchers Theaterfassung und Regie lebt von dieser so authentischen Laberei von Mann zu Mann. Das geschieht in so köstlichen, tragikomischen Dialogen, dass es den Zuschauern vor Lachen und Weinen die Tränen in die Augen treibt.
Ihr Männerego ist mächtig angeknackst, Böse, brutal und dauerwütend aber sind sie nicht geworden, teilen sogar Träume und gedankliche Höhenflüge, was an Samuel Becketts Theaterstück „Warten auf Godot“ denken läßt.
So öffnet sich unterhaltsam ein lebensechter Kosmos im Sinne des Erfinders Oliver Bukowski."

Theater der Zeit, 11/2024


Eastern-Komödie mit Knalleffekt

"Unter den einem alten Kassettenrekorder entlockten Klängen des legendären Rolling Stones-Konzerts im August 1990 auf der Radrennbahn Weißensee (…) initiieren Ralle und Hannes ihre Doppelspitzenkandidatur für das kommunale Amt. Da steckt viel freches Aufbegehren drin. (…) Das Wahlversprechen ist aber vor allem eines: Erst mal quatschen können miteinander, Misstrauen dabei abbauen. Und weil es im Dorf keine Kneipe mehr gibt, kein Gemeindebüro, ja nicht mal einen richtigen Dorfplatz, laden beide eben zur Bushaltestelle ohne Linie, aber immerhin mit Dach ein. Regisseur Böttcher entschließt sich aber, dem stimmungsvollen Eastern, der so manche Westernanleihen enthält, das klassische Happy End zu verwehren."



 

Taz, 02.11.2024


"Matthias Manz spielt den bullig-brummigen Hannes. Als „Mischung aus Zementmischer und Schlachteplatte“ wird er im Stück bezeichnet. Manz erfüllt das ohne Zweifel und streut noch Philosophisches à la Fassbewohner Diogenes ein.

Daniel Borgwardt hat mit Ralle den agileren der beiden unfreiwillig Beschäftigungslosen erwischt. Er verhilft Hannes dann auch zum Vorstellungsgespräch bei Tesla. Das geht aber schief. Denn es werden dort keine Landschaftsgärtner, sondern nur Hausmeister gesucht. Mal wieder geht eine Arbeitsbiografie am Stellenplan vorbei.

Hannes und Ralle klappern in einer typisch brandenburgischen Mischung aus Sarkasmus und Gemütlichkeit ihre Lebensstationen des Scheiterns ab. Natürlich kriegen die Leute aus dem Westen, die die besseren Jobs und mehr Geld bekamen, ihr Fett weg.

Dieser Erkundungstrip in die ostdeutsche Männerseele ist zuweilen derb, oft komisch. Eigene Verwirrungen in Sachen Sex und Gender sind hauchzart angedeutet. Verzweiflung allerdings wird – wie auch im echten Leben – eher weggelacht und weggetrunken.

Als Höhepunkt kommt ein Selbstermächtigungsmoment. Ralle und Hannes treten – unter den Klängen und im Erinnerungsrausch an das legendäre Konzert der Rolling Stones im August 1990 – zur Doppelspitzenkandidatur fürs Bürgermeisteramt in ihrem sterbenden Dorf an. Eckpunkte der Antrittsrede sind zum einen das Von-hier-Sein und damit die tiefe Kenntnis der Verhältnisse vor Ort, zum anderen die im Leben oft bewiesene Exzellenz in pragmatischen Problemlösungsverfahren."