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Aus der Laudatio von Steffen Reiche,


 

anlässlich der Verleihung des  Medienpreises „Das Rote Tuch“
für das Stück „Akte R“




Dieses Rote Tuch hier in Berlin bekommen Menschen, die sich mit Medien und also z.B. Theater, mutig gegen Neonazis, gegen Diktatur, gegen Menschenverachtung, gegen Diskriminierung von Minderheiten und gegen Feinde der Demokratie stellen. Die nicht ein graues Tuch des Schweigens oder ein weißes Tuch der Kapitulation hochhalten, sondern die Probleme beim Namen nennen und damit Widerspruch provozieren.

Mirko Böttcher, Autor und Regisseur, interessiert diese Geschichte, weil sie bewegend zeigt, wie jemand im Osten aufrecht und gerade seinen Weg geht und jemand im Westen mit allen Freiheiten dies nicht vermag. (…)

Dieses Stück ist gerade im Jahr 20 nach dem hart erkämpften Wunder des friedlichen Umbruchs und der deutschen Einheit ein gelungenes Geschenk. Es zeigt klar, hart und unaufgeregt die Geschichte eines jungen Mannes von seinem 17. bis zum 21. Lebensjahr für
junge Leute in ebendiesem Alter: Sie haben noch nicht gelebt als das damals passierte, sie sollten aber verstehen, was damals geschah und was das heute mit Menschen macht.

Es ist ein Glücksfall dass Mirko Böttcher (…) sich für diese Geschichte so interessiert, dass er sie zu einem Stück (…) verdichtet.






 
 

In über 40 Stunden intensiver Gespräche hat sich Mirko Böttcher so intensiv in diese Geschichte hineingedacht, dass er sie in der Gestalt von Marko erzählen kann.
Böttcher will verstehen wie die DDR eben auch getickt hat, wie sie sich anfühlte. (…)
Es ist eine beeindruckende Geschichte, die durch das zur Aufführung gehörige Gespräch zusätzlich autorisiert wird. Hier wird nicht weichgespült, sondern die unmenschliche Härte, der Zynismus seziert. Die Situation im Stasiknast wird ohne Pathos dargestellt. (…)
Marko will kein Mitleid, sondern Gerechtigkeit. Er erzählt, um offen zu legen, anzuklagen und um Verklärung über die Zeit der Teilung zu verhindern. Dadurch bleibt das Ganze aktuell, virulent – entzündet im Zuschauer Betroffenheit, vielleicht gar neuen Schmerz.
Mirko Böttcher erzählt ohne Zeigefinger, ohne Anklage, ohne zu fragen – wie konnte das geschehen, wie hält Marko das durch. Er vertraut der Geschichte von Mario Röllig, zeigt wie er drangsaliert, nicht aber gebeugt oder gebrochen wurde. (…)

Diese Geschichte hat mich mehr bewegt als viele andere zuvor. (…)

Lieber Mirko – bitte weiter Stücke mit dieser Leidenschaft und Kraft zur Aufklärung.